Bella hat geschrieben:
„Ich habe nicht viel zu erzählen, dachte ich.
Ich lass einfach die Bilder sprechen … die Farben … die Formen … das Spiel von Licht und Schatten … die unterschiedlichen Strukturen, die so formvollendet und vollkommen sind.
Ich interessiere mich mehr für das Kleine, Filigrane, für die Oberfläche, den Winkel … die Lichtbrechung, den Schatten … seit Monaten erkunde ich einzelne Grashalme, störrische Disteln, zartes Blattwerk oder fedrige Gräser.
Ich nehme wahr, sauge auf und erforsche die Strukturen dieser Blüten und Blätter. Und auch Federn … immer wieder untersuche ich Federn.
Ich sehe die Ränder, die Abgrenzung, das Scharfe … aber auch das Weiche, Fließende, Verschmelzende.
Mich interessiert, wo etwas aufhört und wo etwas, anfängt.
Auch auf der Körperebene ist das angekommen.
Die Frage: Was war zuerst da – das Huhn oder das Ei – taucht kurz auf …
Zeigt es sich zuerst im Körper und dann in der Psyche … oder geht die Psyche voran und der Körper folgt?
Manifestieren sich Krankheiten nicht erst dann, wenn in Psyche und Seele schon lange vorher Ungleichgewicht und Unwohlsein herrschten?
Ich musste zum Optiker, weil meine Kontaktlinsen mir Schwierigkeiten machten.
Mittlerweile auch schon wieder drei Jahre alt und an den Rändern nun kaputt.
Also bestellte mir die Optikerin die Linsen nach, und ich hatte einen Termin zur Sehschärfenbestimmung.
Ihr kennt das: man bekommt diese Brille aufgesetzt mit den entsprechenden Gläsern, die abwechselnd immer wieder ausgetauscht werden, und der obligatorische Satz fällt: Ist es so klarer … oder so?“
Erstaunlicherweise hat sich herausgestellt, dass die alten Werte sich verschoben haben – und zwar zum Positiven.
Das rechte Auge hat sich in den letzten drei Jahren um 1,25 Dioptrien verbessert auf -3,25, das linke Auge hat sich um 0,75 Dioptrien verbessert auf -1,75.
Ich sehe also auf einmal sehr viel besser.
Wenn man bedenkt, dass ich mit Anfang 20 fast eine Dioptrie von -6,0 rechts und -3,75 links hatte, ist das schon fast ein kleines Wunder.
Doch meine Optikerin meint, das käme immer wieder mal vor – ich solle mich einfach freuen.
Die Welt um mich herum wird schärfer.
Und: ich interessiere mich für die Übergänge … die Ränder …
Der Blick im Außen auf dieses Kleinteilige … hatte der seinen Ursprung im Innen?
Ist das wie die klassische Situation, in der Frauen zum Friseur gehen, wenn eine Veränderung ansteht?
Die Migräneanfälle, die gerade ziemlich gehäuft auftreten …
Mein Heilpraktiker meint, das wäre eine Heilungskrise.
Okay … von innen nach außen … (Der Heilungsprozess läuft sozusagen rückwärts ab.)
Beim Fasten gibt es was ganz ähnliches. Am dritten Fastentag ist einem schlecht, man bekommt Kopfweh, schlechte Laune – man nennt das Fastenkrise.
Gehört dies also nun dazu zum Gesunden?
Und dann diese Traurigkeit in der letzten Zeit.
Mir wird erst jetzt klar, dass es Traurigkeit ist … denn davor war ja lange dieses Nichtgefühl … nun also die Unfähigkeit, den Tag vermeintlich „sinnvoll“ zu gestalten. Ich tue nichts. Ich hänge in dieser Schleife von Nichtstun …
(Gestern gab es bei Twitter einen Comic dazu. „Was tust du?“ „Nichts.“ „Aber das hast du doch schon gestern getan.“ „Ich bin nicht fertig geworden.“) So. Genau so.
Ich gucke.
Ich gucke mir die Welt an.
Meine Welt.
Die Blumen auf meinem Tisch.
Die Pflanzen im Park, die Blätter auf dem Boden, das Abgestorbene, das Neue.
Ich freue mich an der Gleichzeitigkeit, an dem Sowohl-als-auch.
Ich sehe mit schärferem Blick.
Auch in mich hinein.
Direkt in die Trauer.
Und die Welle kommt und spült mich weg.
Und ich weine die Tränen, die damals nicht sein durften,
die, die ich mir weggedrückt habe.
Da bist du.
Und da bin ich.
Und alles um mich herum …
Scharf umrissen, gleichzeitig, mein Gefühl ist meins, und dein Gefühl ist deins.
Ich bin nicht du …
und keine Konfluenzforderung mehr …
Keine Vermeidung von Grenzen mehr … Traurigkeit und Freude.
Hell und Dunkel.
Licht, Schatten, Benennbares und Unbenennbares.
In dieser Katatonie des nach Innen gewandten, da wo alle Kräfte sich gegenseitig behindern, da wo die Angst alle lebendigen Impulse drückt, hat eine Bewegung stattgefunden … auch so was wie ein Blick auf alle Widersprüchlichkeiten … auf die Ränder und die Überlappungen … auf die Gleichzeitigkeit … auf die Strukturen – und wie flüchtig sie sind.“
Und ich? Ich bin dabei und schaue auch …
Hallo!
Das liest sich richtig toll! Da bewegt sich eine Riesenmenge habe ich den Eindruck.
Dein Twitterspruch, den Du gepostet hast, gefällt mir.
Tja, dieses Schauen; das kenne ich auch. Das ist ganz eigenartig.
Und nun sehe ich Deine Bilder: Tulpen, eine Miltonie, Habichtsfedern, Dein Keki.
Und dann bleiben noch drei Bilder, die ich nicht zuordnen kann. Eine Geranie, oder eine Saxifraga? Zweimal diese Blätter. Und das Hellgrünliche, das eine Anemone sein könnte…
Liebe Grüße,
Frank
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Lieber Frank … die eine Feder ist von einer Eule … die hellere von beiden … das rote Blatt ist von einer Blattpflanze, deren Blätter asymmetrisch sind – „Schiefblatt“ nenne ich sie, obwohl sie bestimmt einen anderen, lateinischen Namen hat. Manchmal bekommt sie hängende, kleine rosa Blüten – das ist dann jedes Mal ein Fest. Das hellgrüne ist ein Orchideenblatt – aufgenommen gestern, als hier die Sonne reinkniet und das Blatt von hinten beleuchtete … ebenso wie die eine weiß-lila Blüte: auch eine Orchidee.
Und ob sich was bewegt? … In meiner Wahrnehmung geht es zwei Schritte vor und einen zurück … doch ich bin zuversichtlich.
Herzliche Grüße, die Muschelfinderin.
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Guten Abend, liebe Muschelfinderin.
Auf Eule hätte ich nicht getippt. Eine Feder ist auf jeden Fall von einem Habicht.
Das von Dir beschriebene „Schiefblatt“ hatte ich auch einmal. Es bildet hängende Blattausläufer und bekommt genau diese kleinen hübschen Blüten.
Auf Orchidee wäre ich nicht gekommen. 😉
Miltonie ist schon richtig; es ist eine orchideenähnliche Pflanze und wird meist in rosa, weiß und violett angeboten.
Es bewegt sich bestimmt etwas. Da ist doch ganz viel Veränderung und Lösen.
Und das mit dem „vor und zurück“ – wer kennt es nicht? Es gehört dazu.
Ich bin gespannt, was sich bei Dir noch alles entwickelt und freue mich darauf.
Herzlichst,
Frank
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Danke … die andere Feder wusste ich nicht zu bestimmen. Habicht also. Ich mag diesen Glanz, den sie auf der Innenseite hat. Sehr besonders.
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Mit Habichtsfedern, Rehen und eben dieser Trommel mit Habichtsfedern, zu der ich hier den Link poste, gibt es recht eigenartige Geschichten.
https://frankgueld.wordpress.com/2015/10/26/die-trommel/
Herzlichst, Frank
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Und was sind die eigenartigen Geschichten? Oder ist das zu persönlich?
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Es ist sehr persönlich und eigenartig.
Ich hatte von einer Trommel geträumt, vor einigen Jahren, als ich im Mecklenburgischen ein Fachwerkhaus hatte.
Ein Reh, das ich öfter auf meinem Grundstück gesehen hatte, war in genau dieser Nacht zum Sterben auf mein Grundstück gekommen…
https://frankgueld.wordpress.com/2015/10/22/du-gruesstest-mich/
Manchmal passieren eigenartige Dinge…
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Da hast du wohl nach ihm gerufen.
Sehr schöne Geschichte.
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Ein schöner Dyalog von euch beiden 🙂
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PS:
https://finbarsgift.wordpress.com/2015/06/03/die-pascalsche-trommel-in-mir/
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Der Traum und die Verbindung zum Tod des Rehes war wirklich sehr ungewöhnlich. Es hatte geschneit in dieser Nacht und um das Haus herum waren Rehspuren. Und daran, eine Trommel zu haben, bzw sogar eine zu bauen hatte ich vorher nicht wirklich gedacht, obwohl sie ja im Schamanismus verwendet wird, für den ich mich interessiere.
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Wir haben hier in Berlin eine aus Dachsleder (sogar noch mit Fell dran).
Mein Mann hat noch ein paar andere … und hin und wieder trommelt er darauf.
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Berlin! Ich habe insgesamt wohl mehr als zehn Jahre in Berlin gelebt und an der Trommel ist unten ein Querzweig aus Eiche; der von der „dicken Marie“ aus Tegel stammt.
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Ein schönes Andenken.
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Es ist eine spezielle Zeit und ich verstehe sehr gut….es wird!
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Da steht natürlich das halbe Leben in deinem Tagebuch hier an dieser Stelle *lächel*
Aber ist das nicht alles ganz normales Dasein, was du da beschreibst?
Auch das sogenannte Nichtstun ist doch ein Tun, und sogar ein sehr gesundes 🙂
https://finbarsgift.wordpress.com/2014/05/27/ein-zauberschones-naturerlebnis/
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Nun … das unterscheidet sich von dem dir Geschilderten schon erheblich. Es ist immer schwer zu ertragen, wenn man einem Depressiven sagt „Das kenne ich auch“. Früher dachte ich das auch … Ich würde das kennen. Mitnichten. Das ist kaum beschreibbar. Und dieses mein Nichtstun mag nun in meinem kurzen Ausschnitt den Anschein von Genuss haben, ist aber in der Regel alles andere als das. Wobei sich ja gerade (vielleicht?) was ändert …
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Es muß besser werden bei so viel Veränderung zum Positiven.
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…von Genuss habe ich nicht gesprochen…
Ich meine, dass es unserer menschlichen Biomaschine IMMER guttut, wenn wir etwas innehalten (müssen),
denn der moderne Mensch neigt immer mehr dazu, sie andauernd zu überfordern,
und irgendwann schimpft sie: bestenfalls Burn-Out, Depression,
schlechtenfalls Herzinfarkt, Krebs, Schlaganfall…
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Ohh … Ich hatte dich falsch verstanden. (So geht das manchmal in der virtuellen Kommunikation.) Der Groschen ist gefallen. Schön, dass du dir dir Mühe machst und deine Aussage nochmal ausführst.
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No Problem!
Stimmt, aber auch im RL kann es solche Missverständnisse geben, vor allem auch beim Telefonieren, wenn dann plötzlich eine/r von beiden erbost auflegt…
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Wunderbare Bilder, schaue ich mir sehr gerne an… 😉
LG Rosa
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Schauen und gucken, in die Welt und in sich hinein, das hört sich gut an, mit all den Farben, die auftauchen. Deine tollen Bilder passen dazu. Herzliche Grüße zu dir, Marion
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Danke. Herzliche Grüße auch zu dir.
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